Herbstliche Klettersteige um Cortina d'Ampezzo

5000 Höhenmeter bei dreitägiger Ferrata-Tour / Von Hans Haidinger

Wohin am letzten Wiesn-Wochenende? Für acht Mitglieder der DAV-Sektion Erding eine klare Sache, ab nach Cortina - die mit herausragenden Berggipfeln gesegnete ,,Perle der Dolomiten". Acht stolze Dreitausender umrahmen das Ampezzaner Tal, die bekannten drei Tofane-Gipfel, der Monte Pelmo, Antelao, Sorapiss, Monte Cristallo und die Hohe Gaisl. Schon bei der Anreise am Freitag über Kitzbühel - Matrei - Lienz - Toblach zeigte sich der Spätherbst von seiner besten Seite, und so starteten zwei Frauen und sechs Männer unter Leitung von Hans Sterr gleich durch ins ,,Herz der Sextener Dolomiten", zu den Drei Zinnen.

Der ansonsten überfüllte Parkplatz an der Auronzohütte war fast leer und für uns Ausgangspunkt für eine knapp 7-stündige Tour ohne Touristenrummel. Vorbei an der kleinen Alpinikapelle und der Lavaredohütte ging es aufwärts zum Paternsattel. Die Drei Zinnen (2999 m) ließen wir im wahrsten Sinne ,,links liegen" und peilten, vorbei am Paternkofel über die Drei-Zinnen-Hütte, unseren ersten Klettersteig - den Toblinger Knoten - an. 

Am Weg zur Dreizinnen-Hütte
"Leitern"- Steig, antike Variante Am Einstieg der Ferrata - das Holz-Original stammt noch aus der leidvollen Zeit des Dolomitenkrieges 1915/17 - wurde das Klettersteigset angelegt und einer fachmännischen Prüfung durch Tourenleiter Hans unterzogen, ehe es den luftigen ,,Leiternweg" 220 Meter in fast senkrechtem Fels aufwärts ging. Eine faszinierende Rundumsicht vom Gipfel (2617 m), zur Dreischuster- und Oberbachernspitze, zum Zwölfer in der Sextener- sowie zur Cadini-, Cristallo- und Tofanagruppe, belohnten die Anstrengung und kam beim ,,Berg Heil" wörtlich zum Ausdruck. 

Der Abstieg erfolgte über den leichteren ,,Feldkurat-Hosp-Steig". Nach einer Drei-Zinnen-Runde fuhren wir ins Standquartier am herrlich gelegenen Misurinasee, wo in einer Pizzeria der Anreisetag beim gemeinsamen Abendessen und Unterhaltung ausklang.

Abstieg vom Toblinger Knoten
In der Ferrata "Strobel" Am Samstag morgen fuhren wir in das Pomagagnongebiet (nördl. von Cortina), um die Ferrata ,,Via Albino Michielli Strobel" an der Punta Fiames zu besteigen. Nach über einstündigem Anstieg gelangten wir zum Einstieg des als mittelschwer eingestuften Klettersteigs. Mit ca. 500 Meter Länge stellte dieser schon höhere Anforderungen an Trittsicherheit, technische Kenntnisse und Kondition, dennoch gab es durch leichtere Höhenwegabschnitte immer wieder entspannende Passagen. Auch die sehenswerten Ausblicke, markant dabei die Tofanen, Cinque Torri (Fünf Türme) am Falzaregopaß sowie der einmalige Blick auf Cortina, sorgten für Auflockerung der Tour. Nach dem Ausstieg (2342 m) und einer kurzen Rast ging es eine lange Schuttreiße abwärts, die teilweise zum Schotter-"Surfen" verleitete und viel Fersen- und Stockeinsatz erforderte, und abschließend über einen Waldweg zum Ausgangspunkt zurückführte. 

Vor dem Abendessen nutzten wir die Zeit noch für einer Visite des Ex-Olympiaortes (1956) Cortina, das sich schon auf die Wintersaison vorbereitet; entsprechend ruhig war es in der Fußgängerzone, keine Spur von Massentourismus.

Morgenstimmung am Misurina-See

Im Nebel auf der Punta del Forame

Am Schlußtag fuhren wir zum Parkplatz des Albergo Ospitale (Geburtshaus des legendären Ivano Dibona) und wanderten von dort erst flach, dann ansteigend zur ,,Via Ferrata René de Pol" im Nordteil des Cristallomassivs. Der teils anspruchsvolle Klettersteig folgt (wie der Sentiero Dibona) teilweise dem Höhenweg Nr.3 und Kriegssteigen aus dem ersten Weltkrieg und endet an der Punta del Forame (2413 m). Über die Forcella Gialla und ein Kar gelangten wir bei schlechter werdendem Wetter zur teilweise weglosen Abstiegsroute, die bedingt durch ungenügende Markierung viel Zeit erforderte, bis wir wieder in Ospitale (1490 m) ankamen. So blieb noch Zeit für einen guten Cappuccino, ehe wir bei regnerischem Wetter heimwärts nach Erding fuhren.

Für Bergfreunde jedweder Neigung ist Cortina d'Ampezzo - für uns ,,Eisenfresser" Cortina D'rahtseil - ein Mekka. Man hat den Wunsch bald zurückzukehren, denn weitere Ferratas und Sentieros erster Sahne warten in den Ost-Dolomiten auf Klettersteigfreunde. Dank an Tourenleiter Hans Sterr, der uns mit viel Verständnis zu einem unvergesslichen Erlebnis geführt und zu weiteren Tourenteilnahmen animiert hat. Auch die gemischte Gruppe harmonierte ausgezeichnet und es herrschte stets gute Stimmung.

Teilnehmer:
Erika Wenhart, Heidi Walbert, Andreas Bauditz, Peter Eiblmeier, Peter Gebel, Günter Hein, Hans Haidinger